Das digitale Notizbuch von Günter Schmatzberger

Servus!

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Auf dieser Website findest du…

📝 meinen Daily Blog in Form eines Lerntagebuches. Ich blogge hier täglich über das, was ich in meiner Arbeit als Gründungsberater und Hochschullehrer lerne. Und das ist nicht wenig.

📙 an die 400 Buch-, Vortrags- und Podcast-Notizen, die ich im Laufe der Jahre erstellt habe. Und es werden immer mehr!

🪴meinen Digitalen Garten mit meinen Podcasts, meinen Büchern, meinen Listen und meinen Newsletter. Ständig wächst was Neues nach.

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Viel Freude und Inspiration auf meiner Website!

Günter

Akzepiere, dass es nicht perfekt ist

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Nichts in der Welt ist perfekt. 

“Perfekt” ist keine Kategorie der Natur. “Perfekt” ist etwas, das sich unsere Egos ausgedacht haben. 

Der 25-Jahre-Horizont

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Ich glaube, wir Solopreneure haben ein Problem mit unseren bedeutsamen Business-Projekten: Wir setzen uns insgeheim völlig unrealistische Deadlines. Das sechsstellige Jahreseinkommen bis nächstes Jahr. Die komplette Automatisierung in drei Jahren. Der Durchbruch zum Marktführer noch vor dem nächsten runden Geburtstag.

Was, wenn du dir stattdessen 25 Jahre gibst? Ein Vierteljahrhundert für dein Solopreneurship. Klingt nach ewig, aber genau das ist der Trick. Der lange Zeitraum nimmt den Druck raus.

Plötzlich muss nicht jeder Funnel perfekt sein, nicht jedes Produkt ein Sitzer. Du kannst dir erlauben, ein paar Marketing-Baustellen ruhen zu lassen, während du dich auf das konzentrierst, was Seth Godin als smallest viable breakthrough bezeichnen würde – vielleicht erstmal nur eine einzige Kundin richtig glücklich machen. Oder endlich den Stundensatz durchsetzen, der dir zusteht.

Das Paradoxe daran: Mit dem 25-Jahre-Horizont baust du wahrscheinlich schneller ein nachhaltiges Solo-Business auf als mit der Hauruck-Methode.

Die reine Orientierung an der großen Vision vom ortsunabhängigen passiven Millionen-Business birgt nämlich eine Gefahr: Am eigenen Ideal zu zerbrechen.

Die Lauten kaufen nicht

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Björn Tantau sagt: Die “lauten” Follower auf Social Media sind meist nicht die Leute, die bei dir kaufen.

Deine Fans, die alles liken, die kaufen meistens nichts. Die tun vielleicht deinem Ego gut, weil sie dich leiwand finden, aber Umsatz machst du mit ihnen nicht.

Deine Kunden sind die “Stillen”. Die schauen sich an, was du machst, aber sie haben gar kein Interesse daran, irgendwas zu liken oder zu kommentieren. Sie wollen, dass du ihnen bei ihrem Problem hilfst — nicht, dass sie von dir entertaint werden.

“Kaufbereite Menschen sind oft still — aber aufmerksam!” Sie interessieren sich aber nicht für deinen Like-Zähler, sondern für deinen Tonfall, für deine Haltung und für deinen einzigartigen Point of View.

Namen merken

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Ich habe jedes Jahr ca. 150 neue Student:innen. Und jedes Jahr setze ich mir das Ziel, mir die Namen dieser jungen Menschen zu merken. Um zu zeigen: Für mich bist du nicht nur eine Matrikelnummer. Ich nehme dich als Menschen wahr.

Das ist keine leichte Aufgabe, die ich mir da stelle, und ich schaffe es längst nicht, mir jeden Namen zu jedem Gesicht zu merken.

Ein Muster ist mir dabei aufgefallen: Am leichtesten merke ich mir die besonders Guten und die besonders Schlechten. Mit der Mitte tue ich mir am schwersten.

Was herausragt, wird leichter gemerkt. Was in der Mitte liegt, geht in der Masse unter. So geht es mir beim Namen-Merken, und so geht es den Kund:innen auf einem Markt.

Die Einsamkeit der Erfolgreichen

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Ein junger Unternehmer erzählte mir unlängst von seiner schwierigen Schulzeit an der HAK. Vom Argwohn der Lehrer:innen, weil er aus einer erfolgreichen Unternehmerfamilie kam. Von den Unterstellungen, seine Projektarbeit würden eh die Sekretärinnen erledigen. Von Neid auf das Firmenauto.

Erfolg schafft Distanz. Nicht weil du dich distanzierst, sondern weil andere es tun. Sie erfinden Geschichten über dich. Sie projizieren ihre Frustrationen auf dich. Und irgendwann merkst du: Gespräche bringen nichts mehr.

Man kann dagegen ankämpfen, sich erklären, sich kleiner machen. Oder man lernt aufzustehen und zu gehen, wenn wieder mal wer blöd daher redet. Nicht aus Arroganz, sondern aus Selbstschutz. Weil solche Diskussionen nicht zu gewinnen sind.

Erfolg hat einen Preis – den Preis, dass du in manchen Räumen nicht mehr willkommen bist.

Die Lamas sieht man

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Unlängst war ich in einem Erlebnispark in der Steiermark. Eigenartige Stimmung, denn der Betreiber muss schließen. 120 Tiere müssen umziehen – Lamas, Ziegen, Pfauen, Ponys.

Man sieht den Niedergang. Die verwaisten Gehege, das geschlossene Gasthaus, die Tiere, die bald weg sind.

Aber: Das Gleiche passiert bei vielen Solopreneuren auch – vielleicht bei jedem, früher oder später. Der Unternehmer-Traum ist irgendwann ausgeträumt. Nur sieht man’s halt von außen nicht. Der Online-Berater, der keine Kund:innen mehr findet. Die Trainerin, die seit Monaten nur noch alte Aufträge abarbeitet. Der Coach, dessen Kalender immer leerer wird. Das Business verflüchtigt sich – still, unsichtbar, ohne Zeitungsberichte.

Virtuelle Businesses scheitern genauso. Aber niemand kommt ein letztes Mal vorbei.

Verfaulte Schuhe

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Basilius von Cäsarea hat im 4. Jahrhundert geschrieben: “Dem Barfüßigen gehört der Schuh, der bei dir verfault.” Er meinte damit echte Schuhe. Aber der Gedanke ist vielschichtiger.

Wir horten Wissen, das wir teilen könnten. Kontakte, die wir vermitteln könnten. Ideen, die wir weitergeben könnten. Zeit, die wir schenken könnten. Wir sammeln das alles – und dann? Verfault im Schrank. Nicht aus Bösartigkeit, sondern aus Knappheits-Denken: “Ich könnte es ja noch brauchen.” “Vielleicht wird’s mal wichtig.” “Das ist doch mein Vorteil.”

Dabei sollten wir eigentlich wissen: Geteiltes Wissen wird mehr, nicht weniger. Vermittelte Kontakte kommen zurück. Geschenkte Zeit macht reich.

Dennoch gehen wir vielen Gelegenheiten aus dem Weg, denen der wir etwas teilen könnten. Und am Ende sitzen wir auf einem Haufen verfaulter Schuhe.

Mit List und Tücke

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Gordon Schönwälder teilte unlängst folgende spannende Beobachtung:

Auf den Websites seiner Klient:innen findet er nur „mit viel List und Tücke“ das Formular zum Eintragen in den Newsletter. Als ob sie den Newsletter vor den Besuchern verstecken wollten.

Mal ganz abgesehen davon, ob ich mich da nicht auch selbst ein bisschen angesprochen fühle: Das ist wieder mal ein schönes Beispiel dafür, was passiert, wenn wir Solopreneure ein Marketing-Sammelsurium, aber keine Marketing-Strategie haben.

Eine Strategie zu haben bedeutet nämlich, das Wichtige vom Unwichtigen unterscheiden zu können. Und aus dieser Unterscheidung ergibt sich die Fähigkeit, Prioritäten abzuleiten.

Das würde im Fall des Newsletters erlauben zu sagen: Entweder ist der Newsletter in meiner Marketing-Strategie nicht wichtig – dann kann ich ihn aber auch gleich weglassen. Oder der Newsletter ist wichtig, dann muss er auch prominent in die Auslage.

Aber eben nicht irgendwas dazwischen.

Die Lösung ist nicht das Problem

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Solo-Expert:innen-Businesses scheitern meist nicht daran, dass ihre Lösung schlecht wäre. Sie scheitern daran, dass ihre Kund:innen ihr Problem in der Marketing-Message nicht wiedererkennen.

Du sagst: “Wir helfen dir, online sichtbar zu werden.” Deine Kund:in beschäftigt aber: “Ich verliere ständig Aufträge an die Konkurrenz.” Du sagst: “Change Management für dein Team.” Sie fürchtet: “Meine Leute stehen kurz davor zu kündigen.” Du redest über Konzepte. Sie erleben konkrete Probleme.

Deine Kund:innen haben viel um die Ohren. Sie wollen nicht rätseln, ob du ihnen helfen kannst. Sie wollen ihr Problem in deinen Worten wiedererkennen – sofort, ohne Umweg, ohne eigene Übersetzungsleistung.

Wenn das nicht passiert, wird alles schwerer. Erstgespräche ziehen sich, weil sie nicht verstehen, warum sie dich brauchen. Empfehlungen bleiben aus, weil niemand weiß, wann er jemanden zu dir schicken soll. Networking wird zäh, weil dein “Ich helfe”-Satz mehr über dich sagt als über sie.

Ein Problem in der Sprache deiner Kund:innen auszudrücken ist kein Marketing-Trick, keine Manipulation. Es ist das sprachliche Fundament deines Business. Ohne das bleibt alles Folgende Glückssache.

[Danke Michelle Mazur für diesen Gedanken.]

Die Kunst des Wingens

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Unlängst meinte ein erfolgreicher Manager: “80 Prozent muss ich können, 20 Prozent kann ich wingen.” Das ist keine Schlamperei. Das ist eine Überlebensstrategie, auch für Solopreneure.

Viele Solopreneure hängen in der Perfektionismus-Falle: Noch ein Kurs, noch eine Zertifizierung, noch drei Monate Vorbereitung.

Aber: Die letzten 20 Prozent Perfektion fressen 80 Prozent deiner Zeit. Währenddessen macht dein Mitbewerber – der mit den 80 Prozent – bereits Umsatz.

Die erfolgreichen Solopreneure trauen sich, mit 80 Prozent loszulegen. Die anderen feilen am Business-Plan, den keiner liest.

Die Meisterklasse der Improvisation

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Unlängst, in einer Diskussion unter Medien-Expert:innen: “Du bist als Medienmanager der Meisterung der Transformation verpflichtet.” Die Medienbranche, sagt er, ist Transformation.

Stimmt wahrscheinlich. Aber die wahren Transformations-Weltmeister sitzen nicht in den Medienhäusern mit ihren Change-Management-Beratern und Strategieabteilungen. Sie sitzen allein vor ihrem Laptop, ohne Budget für McKinsey, ohne Task Force, ohne Transformation Board. Solopreneure transformieren sich täglich – sie nennen’s nur nicht so.

Der Konzernmanager hat drei Monate Zeit für die Strategieanpassung, fünf Gremien zur Abstimmung und ein sechsstelliges Budget für die Umsetzung. Der Solopreneur? Hat einen Vormittag, seinen gesunden Hausverstand und die Badner Bahn-Fahrt zum Nachdenken. Wenn ein Geschäftsmodell nicht funktioniert, pivotiert er beim Mittagessen. Kein Drama, keine Presseaussendung, keine Kündigungswelle.

Transformation ohne Netz und doppelten Boden – das ist die eigentliche Meisterklasse.

Ever so gently

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Maria Popova spricht von der Kunst, „ever so gently” seinen persönlichen Möglichkeitsraum zu erweitern. Nicht mit Gewalt. Nicht mit Zehn-Jahres-Plänen. Behutsam.

Popovas Gedanke ist das Gegenteil der Wachstums-Erzählung, die uns permanent einredet, wir müssten in unserem Business immer mehr: Mehr Umsatz, mehr Reichweite, mehr Skalierung.

Behutsame Expansion bedeutet etwas anderes: Du nimmst wahr, was in dir schlummert – an Können, an Interesse, an Möglichkeiten. Und dann gehst du einen Schritt in diese Richtung. Nicht fünf. Einen.

Du entwickelst eine neue Dienstleistung, weil du merkst, dass deine Kund:innen danach fragen. Du schreibst öffentlich über ein Thema, das dich umtreibt. Du probierst ein Format aus, das dir seit Monaten im Kopf herumschwirrt.

Ever so gently. Das ist ein Plädoyer dafür, dem eigenen Tempo zu vertrauen – statt sich von externen Maßstäben antreiben zu lassen.

Zu viele individuelle Brösel, kein gemeinsamer Kuchen

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Mir scheint: Je mehr die Politik auf individuelle Verantwortung setzt, desto weniger können sich die Betroffenen wehren. Das ist kein Zufall, sondern System.

Bei Ein-Personen-Unternehmen zeigt sich das Muster perfekt. Läuft’s nicht? “Selber schuld, hättest halt besser wirtschaften müssen.” Zu wenig Aufträge? “Andere schaffen’s doch auch.” Probleme mit der Sozialversicherung? “Der Staat ist nicht dein Babysitter.”  Jedes Problem ist automatisch ein persönliches Versagen. Strukturelle Nachteile? Gibt’s nicht, sind alles nur individuelle Schwächen.

Das Perfide daran: Wenn jeder für sich kämpft, kämpft niemand gemeinsam. Deswegen wird das auch nichts mit einer schlagkräftigen EPU-Interessensvertretung. Zu verschieden die Branchen, zu unterschiedlich die Situationen, zu individuell die Probleme. Der Grafikdesigner hat andere Sorgen als die Physiotherapeutin, die IT-Beraterin andere als der Handwerker. Und während alle ihr eigenes Süppchen kochen, freut sich die Politik über den ausbleibenden organisierten Widerstand gegen strukturelle Probleme (von denen es genug gibt).

Wohlstand für alle? Na klar, aber bitteschön jeder für sich.

Kompliziert ist nicht klüger

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Mir scheint, wir haben eine seltsame Aversion gegen das Leichte.

Unlängst diskutierte ich mit meiner Frau über Freizeitaktivitäten für die Kinder. Wir bemühten uns um eine komplizierte Lösung, obwohl eine einfachere und billigere Alternative direkt vor uns lag. Aber irgendwie wirkte das zu simpel für uns.

Das ist schon interessant. Als wäre da ein Generalverdacht gegenüber dem Einfachen. Als könnte es nicht gut genug sein, wenn man sich dafür nicht anstrengen muss. Als müsste eine Lösung kompliziert und teuer sein, um richtig zu sein.

Aber ist das nicht ein ziemlicher Blödsinn? Schließlich funktioniert nur das Einfache wirklich. Die besten Geschäftsmodelle sind simpel. Die überzeugendsten Botschaften sind klar. Die elegantesten Lösungen sind meist die direktesten.

Vielleicht dürfen wir lernen, uns das Leben leichter zu machen.

Nicht weil wir faul sind, sondern weil das Einfache oft das Klügste ist.

Orientierungslos

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Wir halten es ganz schwer aus, wenn wir keine Orientierung haben.

Wir spinnen uns ein Netz aus Bedeutungen und Erklärungen zusammen, und dieses Netz gibt uns Sicherheit. Es erklärt uns die Welt. Und es macht die Welt für uns vorhersehbar (oder wir bilden uns das zumindest ein).

Diese vermeintliche Sicherheit ist für uns überlebenswichtig – nicht nur, aber auch im Solo-Business. Deshalb haben wir Angst davor, dass unser Bedeutungsgewebe Risse bekommt.

Aus dieser Angst heraus reagieren wir oft extrem: Extrem ablehnend, extrem ignorant, extrem defensiv.

Eh verständlich. Aber ist dieses Verhalten auch günstig für uns und unser Business?

Wenn der Artist die Ehe dominiert

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Tad Hargrave sagtBusinesses are a marriage between the artist and the entrepreneur.

Bei den meisten Solopreneuren ist diese Ehe dysfunktional. Der Artist dominiert – er trifft die Entscheidungen, bestimmt die Richtung, ignoriert die Stimme des Entrepreneur.

Das Ergebnis: Du arbeitest viel, gibst alles, machst Rabatte, wenn’s eng wird. Du hoffst, dass die Qualität deiner Arbeit schon irgendwann erkannt wird. Burnout durch Over-Giving. Oder du machst dich so klein, dass dich niemand findet.

Our businesses are the child of that marriage, sagt Tad Hargrave. Eine dysfunktionale Ehe ergibt kein glückliches Kind.

Die Lösung ist nicht, den Artist rauszuwerfen und nur noch Entrepreneur zu spielen. Das wäre das andere Extrem – und genauso ungesund. Die Lösung ist, beide an einen Tisch zu bringen. Der Artist darf seine Vision haben, aber der Entrepreneur muss mitentscheiden dürfen.

Erst dann funktioniert’s.

Der Artist und der Entrepreneur

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Tad Hargrave unterscheidet zwei grundverschiedene Haltungen, wie man ein Business startet:

Der Artist ist die innere Stimme, die sagt: Das will ich machen – ohne sich um die finanzielle Tragfähigkeit zu kümmern. Er folgt seiner Vision, seinem Können, seiner Leidenschaft. Die Frage nach dem Markt interessiert ihn nicht.

Der Entrepreneur fragt: Was braucht der Markt? Welches Problem kann ich lösen? Er schaut nach außen, sucht die Gelegenheit, identifiziert den Bedarf.

Das sind zwei völlig unterschiedliche Archetypen. Der Artist ist von der Venus, der Entrepreneur vom Mars.

Die meisten Solopreneure, die ich kenne, starten als Artist. Sie haben etwas zu sagen, etwas anzubieten – und hoffen, dass der Markt das schon irgendwie honorieren wird. Der Entrepreneur-Blick fällt ihnen schwer. Er fühlt sich opportunistisch an, kalkuliert, unecht.

Aber: Ein Business braucht beide. Der Artist allein verhungert. Der Entrepreneur allein baut etwas, das niemand wirklich will – auch wenn es sich verkauft.

Welcher der beiden dominiert bei dir?

Kalkulatorische Löhne für Idealisten

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Meine Beobachtung: Die meisten idealistisch motivierten Solopreneure vergessen, ihre eigene Arbeitszeit zu kalkulieren.

Du gründest ein Business, weil du die Welt ein bisschen besser machen willst. Nachhaltigkeit, Gemeinwohl, faire Produkte. Und du denkst dir: “Ich kann ja erstmal auf mein Gehalt verzichten. Für den Anfang.”

Aber: Deine Arbeitszeit kostet Geld. Immer. Auch am Anfang. Auch wenn du sie gerade nicht bezahlt bekommst. Auch wenn du für eine gute Sache arbeitest.

In der BWL nennt sich das kalkulatorischer Lohn. Du rechnest deine Zeit mit einem realistischen Stundensatz in deine Kosten ein – auch, wenn du das Geld gerade nicht ausbezahlst.

Ich sehe das immer wieder in Beratungsgesprächen. Die Rechnung geht auf – aber nur, weil 40 Stunden unbezahlte Idealismus-Arbeit pro Woche nicht mitgerechnet wurden.

Das funktioniert vielleicht ein Jahr. Oder zwei. Aber dann brennst du aus.

Ein Business, das nur funktioniert, wenn du dich selbst ausbeutest, ist kein nachhaltiges Business. Das ist ein Hobby mit Existenzangst.

Zeichen setzen

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Meine Beobachtung: Die meisten Solo-Selbständigen sind viel zu bescheiden mit dem, was sie nach außen zeigen.

Man kennt’s: Ein Projekt läuft richtig gut. Das Kundenfeedback ist durchwegs positiv. Die Zusammenarbeit hat super funktioniert. Aber auf LinkedIn oder der eigenen Website? Kein Wort darüber.

„Ich will nicht angeben”, denken sich viele.

Was für ein Aberglaube!

Wenn du einen guten Job machst, dann ist das kein Angeben. Das ist eine Klarstellung. Du zeigst, dass du kompetent bist. Du machst sichtbar, was du leistest. Du gibst potenziellen Kunden einen Grund, dir zu vertrauen.

Aber wir Österreicher haben ein seltsames Verhältnis zum Erfolg-Zeigen. Als würde man sich selbst disqualifizieren, wenn man zugibt, dass man gut ist in dem, was man tut. Das beginnt in der Schule und setzt sich in der Selbständigkeit nahtlos fort.

Wenn du als Solopreneur nicht zeigst, was du drauf hast, macht es niemand für dich. Du hast keinen Marketing-Manager. Du hast keine PR-Abteilung. Du bist dein eigener Verkäufer.

Und ein Verkäufer, der seine Erfolge versteckt, ist ein schlechter Verkäufer.

Also: Zeig, was du geschafft hast. Erzähl von deinen Kunden. Sprich über deine Projekte. Nicht, weil du ein Wunderwuzzi bist, sondern weil es dein Job ist!

[Danke Justin Welsh für diesen wichtigen Reminder.]

Slow Growth und Fast Growth

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Es gibt zwei Geschwindigkeiten, in denen dein Solo-Business wachsen kann:

  • Slow Growth: Dein Business wächst langsam und stetig. Mit der Zeit wirst du bekannter und besser, und mit der Zeit kommen mehr Kunden und dadurch mehr Umsatz ins Haus. Dein Wachstum ist konstant, aber du bist halt im Vespa-Tempo unterwegs.
  • Fast Growth: Dein Wachstum erfolgt im Ferrari-Tempo: Du steigerst deine Umsätze sehr rasch, aber um diesen Umsatz auch zu bewältigen, brauchst du die entsprechenden Ressourcen (Personal, Produkte, Systeme etc.). Sprich: Um Fast Growth hinzulegen, musst du vorher investieren.

Viele Selbständige investieren zu wenig in ihr Business und wundern sich dann, warum sie nicht wie gewünscht weiterkommen.

Es ist eine strategische Entscheidung: Willst du Slow Growth, oder willst du Fast Growth? Und wenn du dich entschieden hast, dann manage die daraus folgenden Konsequenzen.